Comeniusprojekt – The Game of Proteins: Ein Rückblick

Vor zweieinhalb Jahren hat das Projekt, dessen Abschluss ich erst vor zwei Wochen miterlebt habe, begonnen. Ich bin mir sicher, wenn es eine Zeit in meinem Schulleben gibt, an die ich mich später erinnern werde, sind es diese zweieinhalb Jahre und insbesondere die vergleichsweise kurzen drei Wochen der großen Lehrer-Schüler-Treffen. Zusammen mit einigen Schülern aus dem Jahrgang 12 habe ich am Comenius-Projekt „The Game of Proteins“ teilgenommen. Zum ersten Mal habe ich am Anfang der elften Klasse davon erfahren und konnte meine schelle Entscheidung, mich für das Projekt zu melden, nicht bereuen.

„Elf Schulen aus zehn Ländern werden in internationalen Teams gemeinsam biochemische und biotechnologische Versuche durchführen. Das bedeutet, dass Projekt ist den Großteil der Zeit auf Englisch. Euch wird die Möglichkeit geboten dabei zu sein und selbst zu forschen.“ – Durch diese Worte angespornt hab ich mir Zuhause schnell eine Erlaubnis geben lassen um am nächsten Tag offiziell in die Liste der möglichen Bewerber geschrieben zu werden – und zu warten. Die Teilnehmerzahl war nämlich begrenzt auf fünf Personen und die Anzahl der Bewerber blieb uns unbekannt. Das erste Treffen, so viel wussten wir damals, würde an der deutschen Partnerschule in Pforzheim stattfinden. Und dann endlich, ENDLICH, ungefähr eine Woche später wurde mir gesagt, dass ich mitfahren würde. Und nicht nur das, hat man mich gefragt ob ich nicht als „Mentorin“ drei Tage früher nach Pforzheim fahren wollte.

Die Aufgabe der Mentoren ist es zum einen am Anfang der durchgeführten Praktika, Präsentationen zu halten die den Teilnehmern entweder die Theorie der Versuche erklärten oder ergänzten und zum anderen die Schüler und Lehrer während des Praktikums zu unterstützen und mögliche Fragen zu beantworten. Diese Aussicht hat mir am Anfang ein wenig Angst gemacht aber gleichzeitig auch meinen Ehrgeiz herausgefordert, mir selbst zu beweisen, dass ich dazu in der Lage bin. Zwei oder drei Wochen vor der Reise habe ich mir weitestgehend die Theorie der SDS-PAGE (Trennverfahren für Proteingemische) angeeignet, Kontakt mit meiner Austauschpartnerin aufgenommen, bei der ich in Pforzheim unterkommen würde. Im Januar bin ich in Pforzheim angekommen und es ging ohne Umschweife direkt an die Arbeit.

Der Versuchsraum musste hergerichtet werden: Tische wurden angeschleppt, Chemikalien richtig dosiert, Platzverteilungen erstellt, etc. Nichts zu tun gab es nicht. Auch die Präsentationen wurden nochmal einstudiert und die drei Tage vor dem Zusammenkommen aller Schulen vergingen im Handumdrehen und erlaubten das Knüpfen von neuen Kontakten. Ein reguläres Programmtreffen dauert ca. 5 Tage. Der erste Tag war für die Ankunft eingeplant, die folgenden zwei Tage für die Praktika – die SDS-PAGE und eine Immunpräzipitation - in der gastgebenden Schule. Tag 4 und 5 waren dem gastgeberland zur Gestaltung freigestellt. In Pforzheim ging es ins Mercedes-Werk und in die Schweiz zu ROCHE. Diese Besuche waren spannend, lehrreich und meistens wegen der neu gewonnenen Kontakte auch sehr lustig. Der letze und sechste Tag wurde für die Rückfahrt verplant. Pforzheim war mein erstes Comenius-Treffen und bleibt daher auch besonders in meiner Erinnerung. In dem Wissen dass ich einige der Leute wiedersehen würde fiel mir der Abschied zwar schwer aber war erträglich.

Mit viel Elan ging es also an die Organisation des zweiten Treffens, das in Hamburg stattfinden würde. Wir waren jetzt die Gastgeber und hatten dementsprechend alle Hände voll zu tun. Während die längerfristige Vorbereitung, wie das Einlesen in die Theorie ganz entspannt zu erledigen waren, ließ sich die „last-minute“-Vorbereitung nicht in dieselbe Kategorie einordnen. Besonders die drei Tage vor dem Versuchsbeginn, also genau die Zeit in der die Mentoren aus den anderen Ländern bzw. aus der anderen Stadt kamen, waren intensiv und arbeitsreich, aber keineswegs weniger lustig.

Die ankommenden Gäste mussten in die Herberge gebracht werden und natürlich mussten wir auch Zuhause unseren ganz normalen Verpflichtungen nachgehen, was man spätestens nach drei Tagen auch an unseren Gesichtern ablesen konnte. Die Schüler und Lehrer waren jedoch insgesamt sehr zufrieden mit Unterkunft und Ablauf. Auch die von uns organisierten Praktikumstage – Die Untersuchung von Fischeiweißen mittels SDS-Page und eine In vitro Genexpression - wurden insgesamt positiv angenommen und als lehrreich empfunden. Mit der Gruppe ging es offiziell noch ins Miniaturwunderland, als Teil der allgemeinen Hamburg-Tour und es gab eine Alsterrundfahrt. Das Abschlusstreffen im Vereinshaus der Studentenverbindung XY war wieder ein Höhepunkt des Hamburgtreffens und besonders das Hamburger Mentorenteam konnte mit gemischten Meinungen dem Abschied entgegensehen. Auf der einen Seite war jeder zwar erleichtert, dass die Organisationsarbeit jetzt vorbei war, aber auch stolz auf das, was man zustande gebracht hat, froh über die neuen Kontakte und traurig, dass die neuen Freunde wieder gehen würden. Die Stimmung insgesamt war also definitiv emotional.

Aber noch eine weitere Herausforderung stand uns im November bevor. Mit den Versuchen des letzten Comeniustreffens, hat sich das Niels-Stensen-Gymnasium für den Hamburger Bildungspreis beworben, mit dessen Preisgeld neue Geräte für die Naturwissenschaftsräume im Neubau angeschafft werden sollten. Es wurden also nochmal alle Teilnehmer mobilisiert, um dann in möglichst vielversprechender und positiver Weise unsere Projektarbeit zu präsentieren. Es gab insgesamt zwei Treffen in denen wir dies taten und zweifelsohne war auch der kurze bei uns gedrehte Bericht fürs Fernsehen ein kleines Highlight. Unsere Schule hat dann auch tatsächlich den Bildungspreis gewonnen und der Stolz auf unser Projekt war spätestens bei der wirklich feierlichen und schönen Preisverleihung, bei allen Comeniusschülern auf keinen Fall mehr zu übersehen.

Für die Hamburger Schüler ging jetzt aber nochmal das Hoffen los. Das absehbare Treffen im April würde in Granada stattfinden. Und zu erwähnen, dass man eine Woche nach Spanien kann, hat dem Projekt nochmal viele zusätzliche Interessenten eingebracht und jeder bemühte sich, sich von seiner besten Seite zu zeigen die glücklichen 6, die Mitfahren durften, zu denen ich mich selbst zählen darf, haben in Spanien eine großartige Zeit erlebt. Trotz des untypsich kalten Wetters wurde die Stimmung nicht ein bisschen getrübt. Wir haben tolle Vorträge gehört - Erklärungen des ELISA-Protokoll und eine Chromatographie von GFP – und ich habe aus der Perspektive einer normalen Teilnehmerin und nicht Mentorin auch nochmal etwas ganz Anderes erlebt. Zum kulturellen Programm zählten der Besuch der Alhambra und das Science-Center. Die Atmosphäre in Spanien war vor allem sehr gastfreundlich und zuvorkommend. Von der Begrüßung mit traditionell andalusischen Tänzen, zur abschließenden, feierlichen Überreichung der Teilnehmerzeugnisse hat man sich immer positiv aufgenommen gefühlt.

Einmal an die spanische, lockere Mentalität gewöhnt, fiel einem dir Rückkehr in den Alltag und den restlichen Abiturstress sehr schwer. Überhaupt war damit für mich und die Teilnehmer des Projektes „The Game of Proteins“ die gemeinsame Zeit vorbei, denn es würde keine weiten Projekttreffen dieses Themas mehr geben, und da ich nun offiziell mein Abitur bestanden habe, könnte ich ohnehin nicht mehr dabei sein. Schwermütiger war ich bis jetzt bei keinem Abschied und ich war erleichtert, dass ich den Rückflug vor lauter Müdigkeit des Vorabends durchgeschlafen habe, so fiel mir der Abschied nicht so sehr auf. Ich kann nur sagen, dass, wenn sich je die Möglichkeit auftut, an einem weiteren Comenius-Projekt an der Schule teilzunehmen, niemandem die geringsten Zweifel aufkommen sollten es zu tun. Mit jedem Treffen bin ich an mir selbst gewachsen, und habe viel gelernt. Nicht nur die Theorie in den Laboren oder mein Englisch. Ich habe den Umgang mit verschiedenen Nationalitäten gelernt, Organisation, die gemeinsamen Erfolge, Verantwortungen und Tiefschläge im Team. Ich habe auch Kontakte geknüpft, die mich wenn schon nicht fürs Leben dann doch auf jeden Fall für einen bedeutenden Teil meiner Jugend geprägt haben und durch die sich mir jetzt auch neue Chancen bieten.

So habe ich kurz gefasst, die 2,5 Jahre Comenius erlebt. Die Zeit in der ich mich emotional so sehr an ein Projekt und seine Mitglieder gebunden habe, dass ich mich weigere dessen Ende anzusehen und durch den Kontakt zu den Leuten diesen Teil meiner Schulzeit noch lange zu erhalten versuche. Noch nie war ich glücklicher anfängliche Zweifel zum Verstummen gebracht zu haben.

Jennifer Lewinski


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Dieses Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

 
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